
Ein umfassender Erfahrungsbericht von Christoph Rahlfs
Die Wahl des richtigen Kalibers für die Raubwildjagd ist eine zentrale Frage für jeden Jäger. Die .17 Hornet, eine hochgeschwindigkeitsfähige und präzise Patrone, hat sich in den letzten Jahren als Geheimtipp für die Jagd auf Füchse, Marderhunde und Krähen etabliert. Doch ist sie wirklich das perfekte Kaliber? Nach über 60 erlegten Stücken Raubwild kann ich aus meiner Praxis berichten und die Vor- und Nachteile dieses Kalibers beleuchten.
Warum die .17 Hornet ein ideales Raubwild-Kaliber ist !
Die .17 Hornet überzeugt durch ihre hohe Geschwindigkeit von etwa 1.100 bis 1.200 m/s, was eine gestreckte Flugbahn ermöglicht. Auf Distanzen bis 200 Meter sind nur minimale Korrekturen erforderlich, was das Schießen auf Raubwild erheblich erleichtert. Ein weiterer entscheidender Vorteil ist der kaum spürbare Rückstoß. Wer empfindlich auf Rückstoß reagiert oder möglichst ruhig nachfassen möchte, findet hier eine hervorragende Lösung. Gerade in jagdlichen Situationen mit mehreren Füchsen auf einem Feld kann ein zweiter Schuss notwendig werden. Die geringe Rückstoßbelastung erleichtert das erneute Erfassen des Ziels und sorgt für eine hohe Treffsicherheit.
Balgschonung vs. Schussknall: Die richtige Kaliberwahl

Bevor man sich für ein Kaliber entscheidet, sollte man sich grundsätzlich fragen: Was ist mir wichtiger – Balgschonung oder ein leiser Schuss? Die .17 Hornet ist eine *spezialisierte Waffe* für Jäger, die gezielt Raubwild bejagen und dabei Wert auf minimalen Fellschaden legen. Mit ihrer geringen Balgzerstörung und der moderaten Lautstärke (vor allem mit Schalldämpfer) ist sie ideal für die Pirsch in der Nacht.
Doch Vorsicht: Die .17 Hornet ist kein Allround-Kaliber. Wer hauptsächlich Rehwild jagt und den Fuchs nur „nebenbei“ erlegt, ist mit einem Standardkaliber wie der .308 Winchester oder der 8x57 IS besser beraten. Diese bieten genug Energie für Reh- und sogar stärkeres Wild. Kaliber wie .30-06 Springfield oder 7mm PRC sind noch vielseitiger und eignen sich für größeres Wild wie Rot- oder Schwarzwild von der rechtlichen Seite ganz abgesehen!
Die .17 Hornet ist also eine Liebhaberentscheidung – perfekt für Jäger, die wie ich die Leidenschaft entwickelt haben, lautarm und balgschonend auf Raubwild zu pirschen. Wer jedoch regelmäßig stärkeres Wild bejagt oder eine Universalwaffe sucht, sollte über andere Kaliber nachdenken.
Minimale Balgzerstörung – Ein entscheidender Vorteil gegenüber der .223 Remington
Ein Punkt, der mich besonders überzeugt hat, ist die minimale Balgzerstörung der .17 Hornet. Während andere Kaliber wie die .223 Remington oft einen massiven Ausschuss erzeugen, bleibt die .17 Hornet in den meisten Fällen im Wildkörper. Das ist ein enormer Vorteil für die Verwertung von Winterbälgen, da das Fell nicht durch große Austrittswunden zerstört wird.
Mein Jagdfreund hat sich parallel zu mir eine .223 Remington mit Hornady 35-grain NTX bleifrei gekauft. Die Überlegung war, eine flexiblere Waffe zu haben, die auch für Rehwild geeignet wäre. In der Praxis hat sich jedoch gezeigt, dass die .223 trotz des leichten und zerlegenden Geschosses bei Raubwild sehr oft einen Ausschuss verursacht. Selbst bei optimalen Kammertreffern kommt es fast immer zu großen Austrittswunden, die den Balg stark beschädigen oder unbrauchbar machen.
Im direkten Vergleich konnte ich feststellen, dass die .17 Hornet eine deutlich höhere Schockwirkung auf Raubwild hat. 95 % aller Füchse liegen im Knall, ohne dass sie noch flüchten oder ein Ausschuss entsteht. Wichtig ist, dass man im vorderen Drittel trifft, ähnlich wie bei einem Rehbock.
Wenn der Schuss hinter der Kammer liegt, kann es kurze Fluchtstrecken geben, aber die Wirkung bleibt zuverlässig.
Praxistipp: Schalldämpfer-Wahl für die .17 Hornet
Ein entscheidender Faktor für die Lautstärke ist der Schalldämpfer. Ich nutze den Svemko Magnum in der 8mm-Klasse für meine .17 Hornet – und der Unterschied zu kurzen oder Standard-Dämpfern ist deutlich hörbar! Während Short- oder Standardmodelle den Schussknall nur leicht dämpfen, reduziert der Magnum-Dämpfer die Lautstärke erheblich. Zwischen der 8mm- und der .22er-Version des Svemko Magnum höre ich keinen nennenswerten Unterschied in der Dämpfung. Der Vorteil: Ein Großkaliber-Dämpfer wie der Svemko Magnum ist vielseitig einsetzbar und passt auch zu anderen Waffen.

Nachtjagd & Pirschtechniken
Die Nachtjagd ist für mich zu einer Leidenschaft geworden. Raubwild ist nachtaktiv, und die Pirsch in der Dunkelheit erfordert höchste Konzentration und Präzision. Jeder Handgriff muss sitzen, und man muss absolut geräuschlos sein. Ein falsches Knacken oder eine falsche Positionierung im Wind reicht aus, um den Fuchs zu verscheuchen.
Ich habe festgestellt, dass Raubwild sehr oft dieselben Wechsel nutzt und nach einiger Zeit an denselben Stellen wieder auftaucht. Dies ist besonders nützlich für die Pirschjagd. Ein interessantes Verhalten konnte ich bei Füchsen beobachten: Wird ein Fuchs aufgeschreckt, bleibt er oft nach 20–30 Metern kurz stehen, um sich zu vergewissern, ob tatsächlich Gefahr droht. Diese Reaktion bietet eine perfekte Gelegenheit für einen gezielten Schuss.
Ein weiterer Vorteil ergibt sich bei starkem Wind. Durch die erhöhten Umgebungsgeräusche kann ich mich dichter an das Wild heranpirschen, ohne entdeckt zu werden. Während ich in ruhigen Nächten oft auf 150–180 Meter schieße, reduziere ich die Distanz bei Wind auf 80–100 Meter.
Einsatz moderner Technik – Wärmebild & Nachtsicht
Ich bin von digitalen Nachsatzgeräten wie dem PARD auf ein Gen 2+ Röhren-Nachtsichtgerät umgestiegen, da es ein natürlicheres, verzögerungsfreies Bild liefert. Wer sich für ein digitales Nachtsicht-Nachsatzgerät entscheidet, sollte unbedingt verschiedene Hersteller und Modelle direkt an seinem Zielfernrohr testen. Die Bildqualität kann je nach Glas stark variieren, insbesondere im Bereich der Randunschärfe. In meinem Fall hatte das Sytong-Gerät an meinem DDoptics-Glas eine stärkere Randunschärfe als das PARD.
Ein wichtiger Punkt ist, dass digitale Nachtsichtgeräte durch ihre eingebaute Linse immer eine gewisse Grundvergrößerung aufweisen. Das PARD hat beispielsweise eine ca. 2,5-fache digitale Grundvergrößerung, wodurch das Sehfeld im Vergleich zu einem Röhrengerät oder einer optischen Lösung kleiner ausfällt.
Für Schützen, die nicht auf sehr weite Entfernungen schießen wollen, kann ein Vorsatzgerät eine sinnvolle Alternative sein. Diese Geräte werden vor das Zielfernrohr montiert und bieten den Vorteil, dass kein zusätzlicher Zoom oder Vergrößerungsfaktor entsteht. Zudem bleibt der gewohnte Augenabstand erhalten, und es sind keine Veränderungen am Schaft oder der Schießhaltung nötig.
Ein entscheidender Unterschied ist, dass ein Nachsatzgerät zu keiner Zeit ein erneutes Einschießen erfordert, da es lediglich an das Okular des Zielfernrohrs montiert wird. Ein Vorsatzgerät hingegen muss immer eingeschossen werden, da es direkt vor der Optik sitzt und der Lichtdurchgang sowie die Treffpunktlage beeinflusst werden.
Warum die .17 Hornet mein Lieblingskaliber ist
Die .17 Hornet überzeugt mich durch ihre hervorragende Präzision auf Distanzen zwischen 100 und 200 Metern, was sie ideal für die spezialisierte Raubwildjagd macht. Besonders beeindruckt mich die minimale Balgzerstörung, die es ermöglicht, Füchse mit intaktem Winterfell zu verwerten.
Ein weiterer entscheidender Vorteil ist der geringe Rückstoß, der schnelle Folgeschüsse erleichtert und ein entspanntes Schießen ermöglicht. In Kombination mit einem Schalldämpfer ist der Schussknall so dezent, dass sich das Wild meist nicht beunruhigt zeigt. Dadurch sind Mehrfacherfolge auf einem Feld möglich, was sich in der Praxis bereits oft bewährt hat.
Ich liebe es auch, zu zweit unterwegs zu sein. Vier Augen sehen mehr als zwei, und es ist immer ein Vorteil, wenn einer den Schützen unterstützt, indem er das Wild beobachtet, die Entfernung misst oder nach dem Schuss direkt eine Rückmeldung geben kann. Besonders bei der Nachtjagd ist dies von unschätzbarem Wert.
Technische Daten der bei AnnasHuette gekauften Anschütz 1771 im Kaliber .17 Hornet

- Kaliber: .17 Hornet
- System: Anschütz 1771
- Lauflänge: 60 cm
- Gesamtlänge: 106 cm (je nach Schaft und Montage)
- Gewicht: Ca. 3,2 kg (mit GRS Hunter Light-Schaft Green Mountain Camo)
- Magazinkapazität: 5 Schuss
- Schaft: GRS Hunter Light (individuell anpassbar)
- Zielfernrohr: DD Optics Nighteagle V6 2,5-15x50
- Schalldämpfer: Svemko Magnum (8mm-Klasse, vielseitig einsetzbar)
Fazit: Die .17 Hornet als perfektes Raubwild-Kaliber
Die Anschütz 1771 im Kaliber .17 Hornet hat mich vollständig überzeugt. Das Kaliber bietet eine gestreckte Flugbahn, eine ausgezeichnete Schockwirkung und ist dabei relativ leise – ideal für die Raubwildjagd. Zwar wünsche ich mir manchmal eine etwas leichtere und kürzere Waffe, aber die Vorteile der .17 Hornet überwiegen deutlich. Für mich ist sie das perfekte Kaliber, um Füchse, Marder und anderes Raubwild effizient und waidgerecht zu bejagen.
Wer sich für die .17 Hornet interessiert, sollte sich intensiv mit der Waffe und dem Kaliber auseinandersetzen. Die Nachtjagd erfordert Präzision und Geduld, aber sie bietet auch einzigartige Erlebnisse in der Natur. Für mich ist die Kombination aus Anschütz 1771 und .17 Hornet ein Traum, der sich im Revier täglich aufs Neue bewährt.
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